30 Jahre Pogrom in Rostock-Lichtenhagen

Vor 30 Jahren wie auch heute: Staat und Nazis Hand in Hand. Wie tausende Nazis tagelang unbehelligt eine Asylunterkunft und Migrant*innen mit Steinen und Molotowcocktails angreifen, während der Staat einfach zuschaut.

Was ist vor 30 Jahren in Rostock passiert?

Fast eine Woche lang greifen rund 2000 Nazis mit Steinen, Flaschen und Molotowcocktails das sogenannte Sonnenblumenhaus im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen an. Es war das Zuhause von rund 100 vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen, welche sich in letzter Minute glücklicherweise alle auf das Dach retten konnten, und vielen weiteren Geflüchteten, welche in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZASt) untergebracht waren.

Tausende Anwohner*innen standen vor dem Gebäude, beobachteten das Geschehen und applaudierten den Nazis zu. Vorausgegangen waren den Angriffen zahlreiche antiziganistische Berichte in den Medien, welche Stimmung gegen in der ZASt lebende Sinti und Roma machten.

Reaktion auf das Geschehen

Während tausende Anwohner*innen Beifall jubelten, lehnten sich Antifaschist*innen gegen die angreifenden Personengruppen auf. Die darauffolgende Reaktion der Polizei war: Die “Beseitigung” der Linken. Die Neonazis blieben dabei unbeschadet und wurden von der Polizei teilweise sogar in Richtung Sonnenblumenhaus gedrängt.

CDU, FDP und SPD verschärften im Anschluss auf dieses menschenverachtende Pogrom 1993 das Asylrecht. Durch den “Asylkompromiss” wurde das Grundrecht auf Asyl massiv eingeschränkt. Und nicht zuletzt fand die Einführung der “Drittstaatenregelung”, sowie das Kürzen finanzieller Hilfen statt. Diese Asyldebatte führten unteranderem Rassist*innen, wie der damalige CDU-Generalsekretär Herbert Reul an. Er sprach damals von einer „Vergiftung des öffentlichen Klimas durch die Sinti und Roma.“

Früher, So wie Heute

Keine zehn Jahre später begann die Terrorserie des NSU-Netzwerks. Jahrelang ermordeten Neonazis Migrant*innen. Die Polizei suchte die Täter im Umfeld der Getöteten und ließ dabei kein rassistisches Klischee aus.

2015 flohen viele Menschen nach Deutschland. Brennende Unterkünfte waren an der Tagesordnung. In Heidenau kam es zu tagelangen Ausschreitungen.

2016 sah auch Rostock wieder rechte Mobilisierungen im Geiste Lichtenhagens. Über mehrere Tage versammelten sich immer wieder Neonazis vor einem Wohnprojekt für Geflüchtete in Rostock-Groß Klein. Als Antifaschist*innen einschritten und die Neonazis konfrontierten nahmen Polizist*innen mehrere Antifaschist*innen fest, ließen die Neonazis jedoch unbehelligt. Kurze Zeit später wurde das Wohnprojekt durch die Stadt beendet und die Geflüchteten verlegt.

Gedenken heißt kämpfen!

Dieser Staat hat kein Interesse an einem ernsthaften Kampf gegen rechten Terror. Nicht vor 30 Jahren in Lichtenhagen und auch heute nicht. Lichtenhagen, Hanau, München, Solingen und Halle sind keine Einzelfälle!

Wir können nicht auf diesen Staat vertrauen, es gilt sich zu organisieren und Gegenmacht von unten aufzubauen!


Einen ausführlicheren Bericht vom “Antifaschistischen Info-Blatt” dieses rassistischen Pogroms findet ihr hier bei Antifa-Info, wenn ihr ein wenig runterscrollt.

Beim Antifaschistischen Info-Blatt (AIB) gibt es Rechercheartikel über die rechte Szene, aber auch politische Analysen und Berichte rund um das Thema Anitfa und darüber hinaus. Das AIB ist auch in Printform im Abo zu haben und in Infoläden und vielen Linken Zentren zu erwerben.


Nach oben scrollen